Die Kreuzigung war die grausamste Hinrichtungsart, die die Römer kannten. Sie war nur für schwerste Verbrechen und für Sklaven zugelassen, römische Bürger durften nicht gekreuzigt werden. Der Tod trat oft erst nach mehreren Tagen ein, daher wundert sich Pilatus, dass Jesus am Nachmittag des Hinrichtungstages bereits tot ist: "Pilatus war überrascht zu hören, dass Jesus schon tot sei. Er ließ den Hauptmann rufen und fragte ihn, ob Jesus wirklich bereits gestorben sei." (Markus 15, 44)
Vor der Kreuzigung wurde der Verurteilte öffentlich gegeißelt. Jesus musste sich dazu den Hohn und Spott der römischen Soldaten anhören. Pilatus konnte und wollte Jesus nicht dafür verurteilen, dass er als Messias auftrat. Diese Frage und der damit verbundene Vorwurf der Gotteslästerung wurde von ihm als innerjüdische Streitfrage angesehen. Allerdings hatte die Messiaserwartung auch eine politische Dimension, schließlich sollte der Messias den Königsthron Davids wieder aufrichten. Dies konnte durchaus als Umsturzversuch gedeutet werden - und so verurteilte Pilatus Jesus schließlich als Hochverräter, der sich gegen die römische Herrschaft zum König der Juden erheben lassen wollte. Das Hinrichtungskommando griff dieses Urteil in seinem Spott auf, legte ihm einen Soldatenmantel als Königsgewand an und "krönte" ihn mit einer Dornenkrone (Markus 15, 16 - 20). Danach zwang man Jesus, sein Kreuz zum Richtplatz vor die Stadtmauer zu tragen. Nach Markus 15, 27 wurde Jesus zusammen mit zwei Räubern auf dem Hügel Golgatha, außerhalb der damaligen Stadtmauer, gekreuzigt.
Zwei Figuren betrachten das grauenvolle Schauspiel mit Entsetzen. Es sind Johannes, der Jünger den Jesus lieb hatte, und Maria, die Mutter Jesu. Im Sterben vertraut Jesus die beiden ihrer gegenseitigen Fürsorge an - was vor allem für Maria wichtig gewesen sein dürfte, die mit Jesus denjenigen verliert der im Alter für sie hätte sorgen sollen.
Die Kreuzigung erfolgte "zur dritten Stunde", nach heutiger Zeiteinteilung also gegen 09.00 Uhr. Zur sechten Stunde, also um die Mittagszeit, breitet sich eine Finsternis im ganzen Land aus, die bis zur neunten Stunde, als 15.00 Uhr, andauert. Dann stirbt Jesus. Seine letzten Worte sind ein Zitat aus Psalm 22,2: "Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?" Als Jesus stirbt, zerreißt der Vorhang im Tempel, der den Eingang zum Allerheiligsten verschließt. (Markus 15, 24 - 37) Jesus, der sündlose Mensch, stirbt für unsere Schuld. In der Stunde seines Todes ist er selbst von Gott verlassen. Er erträgt unsere Gottlosigkeit - und öffnet uns so den Zugang zu Gott. Der römische Hauptmann, der das Hinrichtungskommando anführte, bekennt als Erster: "Wahrlich, dieser Mensch ist Gottes Sohn gewesen!" (Markus 15, 39)